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Wissen, was in Futtermitteln und Saatgut steckt: Mikroskopische Untersuchungen geben Auskunft
2.000 Vergleichsproben helfen beim Bestimmen: Dr. Benjamin Pickel, neuer Referatsleiter bei der LUFA Speyer
Futtermittel auf Verunreinigungen untersuchen
LUFA Speyer mit jahrelanger Erfahrung am Werk
Entsprechen Futtermittel der angegebenen Deklaration? Finden sich in ihnen tierische Bestandteile? Sind sie mit Verpackungsmaterialien oder dem giftigen Mutterkorn verunreinigt? Oder enthält es gar Samen der als stark allergieauslösend geltenden Pflanze Ambrosia? Die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) in Speyer verschafft mit ihren Analysen Landwirten und Firmen Gewissheit. Jahrelange Erfahrung und ein geschultes Auge sind beim Mikroskopieren unerlässlich, „denn die Mitarbeiter können nur diejenigen Komponenten richtig einordnen, die sie kennen“, sagt Dr. Benjamin Pickel, neuer Referatsleiter für mikroskopische, molekularbiologische und mikrobiologische Untersuchungen. „Die Methode ist vergleichsweise alt und in der Durchführung recht einfach, dabei aber universell, sensitiv und sehr effektiv“, erläutert Dr. Pickel, denn erfahrene Kräfte könnten bei der bis zu vierhundertfachen Vergrößerung der Proben im Mikroskop viele Einzelbestandteile, wie zum Beispiel Getreide, Soja und Raps, unterscheiden und deren prozentuale Anteile abschätzen. Selbst Spuren tierischer Bestandteile, wie Knochensplitter, Fischschuppen, Haare oder Federkiele, können in Futtermitteln mit hoher Empfindlichkeit nachgewiesen werden.
Auch bei speziellen Problemstellungen kann die mikroskopische Analyse weiterhelfen. Beispielsweise bei der Bestimmung von Samen des beifußblättrigen Traubenkrauts, Ambrosia artemisiifolia, das vor allem in Vogelfutter und Sonnenblumenkernen zu finden ist. Die Pollen dieser aus Nordamerika eingeschleppten Pflanze wurden vom Deutschen Allergie- und Asthmabund als einer der stärksten bekannten Allergieauslöser eingestuft. In der Vorderpfalz und im Pfälzer Wald finden sich bereits etliche Flächen, auf denen sich das Taubenkraut angesiedelt hat. In der LUFA wird eine akkreditierte Methode angewendet, um Ambrosia-Samen ausfindig zu machen und so einer weiteren Ausbreitung des Taubenkrauts durch das Ausbringen von verunreinigten Futtermitteln entgegenzuwirken.
Hin und wieder ist auch die Polizei Kunde der LUFA, wenn es gilt, verdächtige Materialien auf das Vorhandensein von Asbestfasern hin zu untersuchen und die Ergebnisse für Gutachten benötigt werden. Mikroskopische Untersuchungen sind ganzjährig gefragt, die meisten Untersuchungen werden allerdings im Sommer und Herbst durchgeführt. Hilfreich bei den Bestimmungen sind rund 2.000 Referenzmaterialien, die in den Schränken der LUFA lagern und die Analytiker bei ihrer Arbeit unterstützen. Diese Materialien dienen als Vergleichsmuster und erlauben auch eine Bestimmung von selten gefundenen Bestandteilen. „Das Know-how, das die LUFA vorweisen kann, macht sie zu einem verlässlichen Partner bei der amtlichen Kontrolle, aber auch für Landwirte und Firmen“, fasst LUFA-Direktor Prof. Dr. Franz Wiesler zusammen.
Wer sich über die Arbeit informieren will, kann sich an die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt, Obere Langgasse 40, 67346 Speyer, Telefon 06232 136-0, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.lufa-speyer.de, wenden.
LUFA Speyer führt Vergleiche zwischen LCMS/MS- und ELISA-Verfahren zur quantitativen Bestimmung von Mykotoxinen in Gras- und Maissilagen in RLP durch
Das Vorkommen von Schimmelpilzsporen und –myzelfragmenten in vielen unverarbeiteten Futtermitteln ist aufgrund der natürlich vorhandenen epiphytischen Verbreitung als herstellungsbedingt und „normal“ anzusehen. In Rheinland-Pfalz wurden von der LUFA Speyer, der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung und dem Hofgut Neumühle, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westpfalz Mykotoxingehalte in Gras- und Maissilagen mit LCMS/MS- und ELISA-Verfahren bestimmt und die Ergebnisse der beiden Verfahren gegenübergestellt.
Das Ergebnis dieser Untersuchung wurde als Posterbeitrag auf dem VDLUFA-Kongress 2011 vorgestellt.
LUFA bietet PCR-basierenden Nachweis von Xanthomonas campestris pv. campestris an
Ein mit Xanthomonas campestris pv. campestris befallenes Kohlrabiblatt
gesundes Kohlrabiblatt
An der LUFA Speyer können Pflanzen mittels molekularbiologischer Methoden sehr früh auf Infektionen durch Xanthomonas campestris pv. campestrisuntersucht werden. Dabei handelt es sich um ein pflanzenpathogenes Bakterium, das in Kohlarten (Brassica) wie z.B. Blumenkohl, Weißkohl, Kohlrabi, etc. die Adernschwärze verursacht. Dabei verstopft das Bakterium die Leitbahnen der Pflanze, was dazu führt, dass die Pflanzen verwelken und faulen.
Das Bakterium kann bei feucht-warmer Witterung in epidemischer Form auftreten und ganze Bestände vernichten. Enorme Ernteausfälle und somit wirtschaftliche Schäden sind die Folge. Der auf DNA (Erbsubstanz) basierende Nachweis von Xanthomonas campestris pv. campestris eignet sich daher u.a. zur Überwachung der Jungpflanzen vor der Auspflanzung, um Ernteausfälle und wirtschaftliche Schäden zu minimieren.
LUFA bietet PCR-basierenden Nachweis von Kreuzkraut an
Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea)
Gemeineskreuzkraut
(Senecio vulgaris)
Die Gattung Kreuzkraut auch Greiskraut (Senecio) genannt gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). In Deutschland sind derzeit ca. 25 Arten beschrieben, die aufgrund der Pyrrolizidin Alkaloide alle mehr oder weniger stark giftig sind und zu Leberschädigungen bis hin zum Tod führen können. Symptome können akut, aber auch erst nach Wochen und Monaten auftreten, da die Alkaloide nicht ausgeschieden, sondern akkumulieren werden, bis die tödliche Dosis erreicht ist. Besonders empfindlich reagieren Pferde. Auf Weiden wird Kreuzkraut meist gemieden, da es Bitterstoffe enthält. In Heu und Silagen ist dies nicht mehr der Fall, die toxische Wirkung allerdings bleibt.
Eine botanische Bestimmung der Pflanze ist häufig nur dann möglich, wenn der Gesamthabitus (Blüte, Stängel und Blätter) der Pflanze vorhanden ist, in Heu und Silagen findet man nur noch kleine Pflanzenfragmente, eine eindeutige Zuordnung ist daher oft nicht mehr möglich. Mit Hilfe der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist es möglich auf DNA-Ebene durch eines für Kreuzkrautarten typischen Markergens Kreutkraut spezifisch nachzuweisen. Ausreichen hierfür sind geringe Mengen Pflanzenmaterial (ein Blattstück, ein Teil vom Stängel, eine Blüte etc.).